Nietzsche in Turin: Erzählung

Nietzsche erhebt sich zu seinem letzten Höhenflug. In hoher Eile verfasst er noch einen Abriss seines Lebens: "Ecce Homo. Wie man wird, was man ist." ... und dann im winterlichen Turin des Jahres 1889 die Erkenntnis: "Ich habe den Rubicon überschritten!" Innerlich jubilierend flaniert er durch die Straßen Turins, bleibt hier oder dort kurz stehen, schlägt Passanten auf die Schulter. Dann das geflüsterte oder gebrüllte Bekenntnis: "Ich bin der neue Gott!" "Alles ist fertig", schreibt er einem Freund, "denn alles was sich sagen ließ, ist gesagt worden." In seinem Kopf tobte es. Europa, die Welt will er politisch neu gestalten. Der Menschheit will er neue Werte geben. Der schöne Schein, der irrige Glaube, die Welt habe einen Sinn! Nichts weiter als eine Bühne ist sie. Nietzsche arbeitete an einer neuen Dramaturgie ... Und dann explodierte es in seinem Kopf.