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Dissens und Ehre: Majestatsverbrechen in Russland (1600-1800)
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Die Ehre der Zaren und Zarinnen reichte weit, und es gab zahllose Moglichkeiten, sie zu verletzen. Wer sich am Aufruhr beteiligte, ohne Erlaubnis das Land verliess oder uber die Herrscher und Herrscherinnen schlecht redete, stand in der Hierarchie der Verbrechen ganz oben. Der repressive Umgang mit diesen als Ausdruck von Dissens verstandenen Verhaltensweisen hat dem fruhneuzeitlichen Zarenreich vielfach den Ruf einer dem zeitgenossischen Europa fremden Despotie eingetragen. Die aktuellen Fragen der Kriminalitatsgeschichte, der vergleichende Blick und vor allem die Quellen revidieren dieses Urteil: Herrschaft wurde im vormodernen Russland anders vermittelt als in Mittel- und Westeuropa, aber sie war nicht weniger konsensabhangig. Wo die Anklage wegen Verrats oder Majestatsbeleidigung den Bewegungsspielraum der Untertanen einschrankte, traf sie auf Verweigerung und subtile Gegenwehr. Unter diesen Bedingungen verlangte die Mobilisierung der Bevolkerung fur die Verfolgung der Majestatsverbrechen von der Autokratie erhebliche Kompromisse und die standige Bereitschaft zu Belohnung und Kompensation. Der Erfolg blieb dennoch begrenzt: Die Anzeigepraxis der Untertanen richtete sich uber weite Strecken nach den Massgaben der eigenen Ehre und der sozialen Loyalitat statt nach den Vorschriften der Obrigkeit. Die in Prozessakten reich dokumentierte verbale Majestatsbeleidigung spiegelt Herrscherbilder und Selbstbilder, die das Klischee vom "naiven Monarchismus" im Zarenreich nachhaltig widerlegen.
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